Mittwoch, 23. September 2015

Unter kolumbianische Kochdeckel gucken (Teil I)

Verschnupftes hallo ihr Lieben,


Wenn ich die kolumbianische Verpflegung in drei Worten zusammenfassen müsste, würde ich mich wahrscheinlich für „Kohlenhydrate, Hühnchen, Saft“ entscheiden. Muss ich aber gottseidank nicht, also hier der erste Teil meines Berichts über das, was mir hier so vorgesetzt wird.

Desayuno (Frühstück)
Wenn ich morgens um sechs die Treppe herunterhüpfe steigt mir schon der Duft gerade erst zubereiteter 'chocolate' in die Nase. Das ist heiße Schokolade und darf in meiner Familie beim Frühstück keinesfalls fehlen. Das Geniale daran: Sie wird nicht wie in Deutschland mit Pulver, sondern mit echter Schokolade in Wasser zubereitet, unterscheidet sich daher positiv im Geschmack. Zum Dippen gibt’s dazu normalerweise 'pan', was eigentlich Brot heißt, aber genau genommen ein (nicht ganz so süßes) Milchbrötchen ist. Ist gerade keines vorhanden, müssen eben Cracker herhalten. Wenn gerade im Hause, liegt daneben ein Stück Käse. Leider ist der Käse hier sehr 'quitschig' und sehr sehr geschmacksneutral. Da versteht man sofort, warum die Kolumbianer sich den vorzugsweise in die chocolate schmeißen.
Nebst dieser Grundlage kann man nun je nach Laune der Gastmutter und Inhalt des Kühlschranks entweder Rührei (mit Tomate, Salz und viel Zwiebel), Suppe (Brühe mit Kartoffeln) oder Obstsalat (ganz super: Erdbeere + Banane + Mango) verspeisen, bevor man das Haus verlässt.
Oh und machmal haben wir sogar Cornflakes oder Müsli (unnötig zu sagen: krass gesüßt) im Haus. Die servierte meine Mutti zuerst immer mit warmer Milch. Da musste ich mich gegen aussprechen, damit kam ich eher doch nicht klar.

Meine erste Mahlzeit in Kolumbien a)
Meine erste Mahlzeit in Kolumbien b)

Unter meinen Kolleginnen und Kollegen bin ich schon als gesundheitsbewusste Obstesserin verschrieen, da ich eben immer Mandarinen oder Bananen mitbringe. Fakt ist aber einfach, dass sich alles andere nicht mitnehmen lässt. Beispiel: Joghurt gibt es, aber recht flüssig und in Plastiktüten.

Almuerzo (Mittagessen)

Das um eins eingenommene Mittagessen ist hier unbestritten die Hauptmahlzeit. Man startet meistens mit einer Suppe – von denen es hier unzählig viele unterschiedliche gibt. Manchmal habe ich auch Glück und die Suppe wird durch einen Obstsalat ersetzt. Von der Vorspeise eigentlich schon gut gesättigt wird einem danach ein riesiger Teller voller Kohlenhydrate serviert. Darauf liegen obligatorischerweise Reis und Kartoffeln – ja, beides – und für die Nicht-Vegetarier (also alle bis auf Karla) irgendein Teil eines Hühnchens. Dazu kann man sogar noch Nudeln essen, gar kein Problem. Oder 'plátanos' (Kochbananen), in längliche Scheiben geschnitten und in viel Öl gebraten. Die sind ziemlich lecker. Wenn danach also noch Platz auf dem Teller ist, erbarmt man sich vielleicht und fügt etwas Gemüse hinzu. Das kann sein
  • Salat (allerdings eher ohne Dressing sondern mit Kräutern)
  • rote Bohnen
  • Mischgemüse aus Erbsen, grünen Bohnen und sonst noch was (in sahniger Soße allerdings)
  • gekochter Kürbis (lecker!)
  • zwei Scheibchen Avokado plus zwei Scheibchen Tomate
Merkt ihr was? Ich vermisse Gemüse...
Einen Lichtblick stellt der zuverlässig dazu gereichte frisch gepresste, bzw. im Juicer zubereitete 'jugo' (Saft) dar. Der kann aus allen erdenklichen Früchten bestehen. Mein Favorit ist momentan jugo de mora. Moras sind in Deutschland nicht bekannt, ähneln aber Brombeeren.

Obstsalat mit Papaya, Mango und Banane
Die berühmt-berüchtigten drei Kohlenhadrate!
Mittagessen - Reis, Kartoffeln, Kürbis und eine Art Kartoffelfladen mit Avokado und Tomate
Jugo de mora!

Nachmittags ist es üblich, ein heißes Getränk zu sich zu nehmen. Bei mir kann man zwischen drei wählen: Tinto, Café und Agua de panela. Kennt ihr nicht? Stimmt.

Tinto: schwarzer Kaffee mit einer Menge Zucker. Den trinken auch die Kinder.
Café: ¾ Milch und der Rest Tinto.
Agua de panela: heißes Wasser, in dem beachtlich viel Panela (kann man sich wie Kandiszucker vorstellen) aufgelöst wird. Also quasi Zuckerwasser. Da kann man sich auch noch Milch dazukippen, dann nennt es sich 'tetero'.

Cena (Abendessen)
Zumeist isst man abends die Suppe vom Mittagessen und trinkt vielleicht noch agua de panela dazu. Im Falle, dass noch mehr vom Mittagessen übrig ist (Reis und Kartoffeln), vernichtet man das eben.
Vorgestern gab es, nachdem alle mit ihrer Suppe fertig waren, frisch gemachtes Popcorn für alle, einfach weil meine Mutter anscheinend Bock darauf hatte. Ziemlich cool.


Ich persönlich kann inzwischen Suppe und Kartoffeln nicht mehr sehen, habe jedoch Reis und seine Vielfalt sehr zu schätzen gelernt und bin nun ebenfalls der Ansicht, dass man ihn zu allem, einfach allem kombinieren kann. Zu Kartoffeln, Kochbananen, Pommes, Suppe, Salat...

Das war ein kleiner Einblick in meinen kulinarischen Alltag, aber wie das eben so ist, kann man noch viel mehr Worte über Essen verlieren und das werde ich auch tun. Erwartet also gespannt Teil II der Essens-Kolumne.

~ Wort des Tages: „afónico“. Mein meistgehörtes Wort gestern. Gesagt habe ich nämlich nicht viel. Das Wort bedeutet stimmlos oder heiser, und genau das war ich. Im Unterricht. Danke Grippe, war lustig. Man kann es sich wie einen Stummfilm vorstellen.

Hasta luego,
Karla

Die Wanted Posters der dritten Klasse
Nach einem Monat habe ich herausgefunden, dass meine Familie ein zweites (zum Verkauf stehendes) Haus hat! Es liegt ca. 5 Autominuten außerhalb Cucaitas und ist auf verfallene Art und Weise sehr hübsch.

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